Julia Steiner
"Across Rooms"

November 13, 2015 - January 16, 2016
Galerie Urs Meile Lucerne

PRESS RELEASE — ENGLISH

After exhibiting her work twice in Beijing, Galerie Urs Meile is pleased to show Julia Steiner’s new works again in Lucerne, for the first time since 2011. The exhibition across rooms focuses on works that are concerned with spatial construction and open up a variety of rooms. Besides works on paper Julia Steiner will show reliefs made of plaster of paris, a medium that she is less known to work with.

In her last year’s show in Beijing, the central piece was a landscape made of unfired clay and covered with black lacquer, which Steiner shaped over several days in the space, physically exerting herself fully. While every element of the work asking the ground was formed by hand and in direct relation to the size of the artist’s body and exhibition space, the new plaster works are smaller fragments. They were not modeled, but are casts, and in that sense, the reverse of the hand-sculpted clay landscape. This inversion creates a detailed copy while reinventing shapes and spaces. The result recalls a fossil, a mixture of natural and physical imprints, and thus formulates a vague, surreal space located between the poles of interior and exterior. The finest hair, fingerprints, structures of stones or bark become apparent in the glossy, painted plaster, demanding a closer look. The fossils are not a physical counterpart, but a kind of microcosm, a copy of an intimate landscape or a relict of real and fictional traces.

The exhibition space also defies clear interpretation, but conveys a sense of the outdoors. The floor is covered with black granite sand and the crunching beneath visitors’ feet evokes the feeling of walking on a street or in a park. Steiner creates an uncertain atmosphere with this exhibition set-up. Her exploration of expanse and depth also results in an alternative perspective that leads us to question our everyday perception. Window reflection, a wall painting painted over one corner of the room, picks up on the opposite window by providing a view of and opening up a new visual space. At the same time it negates the architectonical space, because its illusionary space dissolves the existing corner. Again, Steiner is constructing rooms that have a slight twist and therefore do not conform to our everyday experience.

Works in gouache on paper from three different groups can be seen in this exhibition. Nocturne is the darkest series up to this point, and it explores dense, dark, and almost material moods, in which only a little light flashes. Works of the same title, Windows, feature openings that allow insight into a deeper level. They play with perspective and their impossibilities, with the notion of the image within an image and the space inside a two-dimensional plane. The series Tableau is always in the same format and is a kind of encyclopedia of smaller compositions and formulations, which will be continued in the form of a collection.

Julia Steiner was born in 1982 in Büren zum Hof in Switzerland, and lives and works today in Basel. Shereceived the Swiss Art Awards in 2009, the Manor Kunstpreis in 2011, and the Fontana Gränacher Prize in2011. Her works were shown in the just-finished group exhibition, Harmonie und Umbruch, at MartaHerford in Germany. Solo exhibitions have been held by Haus der Kunst St. Josef, Solothurn (2013),CentrePasquArt, Biel (2011), and the Kunstmuseum Thun (2009), among others.

PRESS RELEASE — DEUTSCH

Nach zwei Ausstellungen in Beijing, freut sich die Galerie Urs Meile, Julia Steiners neuste Arbeiten seit 2011 erstmals wieder in Luzern zu zeigen. Die Ausstellung across rooms konzentriert sich auf Werke, die sich mit Raumkonstruktionen befassen und Räume eröffnen. Neben Arbeiten auf Papier wird Julia Steiner ihre Arbeiten aus Alabastergips zeigen.

In ihrer letztjährigen Ausstellung in Beijing war eine schwarz lackierte Landschaft aus ungebranntem Ton, den Julia Steiner über Tage unter vollem Körpereinsatz direkt vor Ort modelliert hatte, das Herzstück gewesen. Während bei dieser Arbeit mit dem Titel asking the ground jedes Element direkt von Hand geformt worden war und in direktem Bezug zur Körpergrösse der Künstlerin und dem Ausstellungsraum stand, sind die neuen Gipsarbeiten kleinere Fragmente. Sie sind nicht direkt modelliert, sondern Abgüsse und damit quasi eine Umkehrung der geformten Tonlandschaft. Durch diese Umkehrung entsteht eine abbildende Schärfe und Formen und Räumlichkeiten werden neu erfunden. Das Ergebnis erinnert an ein Fossil, eine Mischung aus Natur- und Körperabdrücken und formuliert damit einen vagen, surrealen Raum, der im Spannungsfeld zwischen Innen und Aussen angesiedelt ist. Feinste Details wie Haare, Fingerabdrücke, Gesteinsstrukturen oder Astrinden zeichnen sich im glänzend lackierten Gips ab und verlangen nach näherer Betrachtung. Die fossils sind weniger körperliches Gegenüber als eine Art Mikrokosmos, eine Abformung einer intimeren Landschaft oder ein Bruchstück realer und fiktiver Spuren.

Der Ausstellungsraum selbst entzieht sich einer klaren Zuordnung – er vermittelt das Gefühl eines Aussenraums. Sein Boden ist mit Granitsand bedeckt und das Knirschen unter den Füssen des Betrachters evoziert das Gefühl, auf einer Strasse oder in einem Park zu gehen. Julia Steiner schafft so bereits in der Ausstellungsinszenierung einen Zwischenraum mit unklarer Atmosphäre. Ihr Spiel mit Weite und Tiefe resultiert ebenfalls oft in einer alternativen Perspektive, die uns die gewohnte in Frage stellen lässt. Das Wandbild window reflection, das über eine Ecke des Raumes gemalt wurde, greift das gegenüberliegende Fenster auf, indem es Einblicke in eine imaginäre Sphäre gibt und einen neuen Bildraum eröffnet. Gleichzeitig negiert es aber auch den architektonischen Ausstellungsraum, da es die reale Ecke auflöst. Wieder schaffen Julia Steiners Raumkonstruktionen eine Illusion, die dann allerdings kippt und sich nicht ganz mit unseren Alltagserfahrungen deckt.

Auch Julia Steiners Arbeiten in Gouache auf Papier, die in den letzten beiden Jahren entstanden sind, wirken keineswegs zweidimensional. In der Ausstellung sind Arbeiten aus drei unterschiedlichen Werkgruppen zu sehen. Nocturne ist die bisher dunkelste Serie in ihrem Werk, welche ganz dichten, dunklen, fast stofflichen Stimmungen nachforscht, in denen nur ganz wenig Licht aufblitzt. In den Arbeiten unter dem Titel Windows öffnen sich Fenster und erlauben den Blick in tieferliegende Ebenen. Sie spielen mit der Perspektive und deren Unmöglichkeiten, dem Bild im Bild und der Räumlichkeit in der Fläche. Die Serie Tableau ist im immer gleichen Format gehalten und ist eine Art Enzyklopädie von kleineren Bildkompositionen und Formulierungen, die sich als Sammlung so fortsetzt.

Julia Steiner wurde 1982 in Büren zum Hof geboren und lebt und arbeitet heute in Basel. Sie ist Preisträgerin des Swiss Art Awards 2009, des Manor Kunstpreises 2011 und des Fontana Gränacher Preises 2011. Ihre Arbeiten waren kürzlich in der Gruppenausstellung Harmonie und Umbruch im Marta Herford in Deutschland zu sehen. Einzelausstellungen hatte Julia Steiner unter anderem im Haus der Kunst St. Josef, Solothurn (2013), dem CentrePasquArt, Biel (2011) und dem Kunstmuseum Thun (2009).