Christian Schoeler
"Rembrandt as a Boy"

 

 

August 26 - November 5, 2016
Galerie Urs Meile Lucerne

PRESS RELEASE — DEUTSCH

Unter dem Titel Rembrandt as a Boy zeigt die Galerie Urs Meile eine exemplarische Auswahl von Malereien und Papierarbeiten des deutschen Künstlers Christian Schoeler (1978 - 2015).
Christian Schoeler war durch und durch Maler, ihn interessierte Malerei als universales Ausdrucksmittel, Malerei als Mittel, seine Umwelt zu erfahren, zu transformieren und dieser mit seinen Arbeiten etwas Ureigenes entgegenzusetzen.

Rembrandt van Rijn’s (1606-1669) Schaffen, seine Arbeitsweise und sein Leben scheinen wie ein helles Licht aus der Vergangenheit, die Rezeption des Oeuvres des Barock-Malers beschäftigten und inspirierten Schoeler. Rembrandts Suche nach neuen Darstellungsmöglichkeiten traditioneller Motive sowie die Rolle des Lichts sind prägend für den deutschen Maler und Gegenstand fortwährender Auseinandersetzung. Christian Schoeler realisierte sensible, vielschichtige Portraits von Personen aus seinem unmittelbaren Umfeld. Sein Bestreben, die Genres neu zu interpretieren zeigt sich auch in den Landschaftsbildern und Stillleben, die sein Schaffen ergänzten. Die Zerbrechlichkeit seiner Arbeiten ist sowohl dem malerischen Umgang mit dem Licht als auch der Übersetzung seiner eigenen körperlichen Erfahrungen auf die Oberfläche der Leinwand geschuldet. Rembrandt as a Boy (2011, Mischtechnik und Pastell auf handgemachtem Papier, 48.5 x 33 cm) – die für diese Ausstellung titelgebende Arbeit – zeigt den Oberkörper eines jungen Mannes in Frontalansicht. Der Kopf ist leicht zur Seite geneigt, die halblangen Haare bedecken das linke Auge fast ganz und der selbstvergessene Blick ist auf etwas Unbestimmtes in weiter Ferne gerichtet. Die Komposition lebt von der Lichtführung, die Figur zeichnet sich vor einem unbestimmten Hintergrund ab, scheint gar stellenweise mit ihm zu verfliessen, während die Farbigkeit auf Braun- und Ockertöne reduziert ist. Christian Schoeler eröffnet uns einen Blick auf das Wesen des Dargestellten, kreiert einen atmosphärischen Raum in dem er sein Modell nicht einfach nur darstellt, sondern ins Leben ruft. Wir erinnern uns an Rembrandts Malereien, etwa an sein Selbstportrait (1629) als junger Mann oder an das spätere Selbstportrait als Apostel Paulus (1661), beides Malereien die auf ähnliche Weise eine Beziehung zum Betrachter aufbauen, ihn in seinen Bann ziehen.

Selfportrait in the Nude with Hat (2011, Mischtechnik, Öl auf Leinwand, aufgezogen auf Holz, 220 x 138 cm) und Selfportrait in the Nude with Hat and Brushes (2011, Mischtechnik, Öl auf Leinwand aufgezogen auf Holz, 220 x 138 cm) stehen exemplarisch für die Auseinandersetzung Schoelers mit seiner Rolle als Künstler und – in einem übertragenen Sinne – seiner intensiven Befragung des Mediums Malerei.

#70-041 (This goddess, what's his story, her hair flies about, around his cheekbones, this wind thrusting up, from where it comes), 2013, Mischtechnik, Öl auf Leinwand aufgezogen auf Holz und #70-042 (Tumble mary, as if affecting a ten million glance, maggy de la laine), 2013, Mischtechnik, Öl auf Leinwand aufgezogen auf Holz, 70 x 135 cm), gehören zu den letzten Arbeiten, die Christian Schoeler vor seiner schweren Krankheit realisiert hat. In diesen Arbeiten spürt man seine Suche nach der „Virtuosität und dem Klang der Malerei“. Oder wie er es einmal formuliert hat: “I am trying to paint in a way that resembles how it feels to kiss somebody.“

Christian Schoeler hat den Titel seiner nächsten Ausstellung noch auf dem Krankenbett festgelegt. Rembrandt as a Boy stand für einen Neustart, auch in Verbindung mit seiner schweren Krankheit, für eine Weiterentwicklung seines Werks und seiner Arbeitsweise, die gleichzeitig die eigene Zerbrechlichkeit zulässt und einbezieht. Vielleicht steht der Titel auch für ein Gedankenexperiment, in dem der Künstler wagt zu fragen, was den Rembrandt – in einem übertragenen Sinne ist natürlich er selbst mitgemeint – als Maler geschaffen hätte, wenn die Kräfte der Jugend nochmals zur Verfügung gestanden hätten.

Im Sommer 2013 ist Christian Schoeler schwer erkrankt, was in daran hinderte, seine intensive Auseinandersetzung mit der Malerei weiterzuführen. Im Dezember 2015 ist Christian Schoeler verstorben.