Liu Ding
I WROTE DOWN SOME OF MY THOUGHTS

Galerie Urs Meile Lucerne
April 18 - August 1, 2009

 

Press Release – English

I Wrote Down Some of My Thoughts presents a recent series of works by artist Liu Ding, which reveals yet another important aspect of the multiplicities of his practice. The artist has commenced on this artistic adventure since the beginning of 2008, when he started to hand-write his strings of thoughts on black and white photographs that he had taken of a beautiful landscape early on. These thoughts recorded his contemplations on the medium of photography and the relationship between our visual memory/experience and the reality it’s based on. Rather than drawing any conclusion on this subject matter, the artist made bare his unprocessed process of thinking, remaining truthful to the occasional struggles the artist was having with his own thoughts, deliciously raw and thought-provoking.

After that, the artist further explored this way of working by inscribing on a series of used furniture, which he turned into a room installation. In both groups of works, the objects he chose to write on, be it photography or furniture items, together with the process of writing became a courier for his deliberation. Often the texts were drawn from his own deliberation, about art itself, or concerning his perception of certain phenomena, experience and ideology. Although most of his writings use the first person in narration, we can always derive from his discussions issues that we can relate to or have experience of.

In this exhibition, the artist relies on a selection of very specific and precise examples for his story-telling: printed reproductions of artworks, crafts, an altered map, photographs and mostly ready-made items that the artist regrouped or edited. He wrote down his perceptions and insights gained through them on them. They communicate his re-considerations of his own perceptions or experiences and awareness of a more universal nature.

These “reconsiderations” imply a possibility for yet more “reconsiderations”. As the artist offers his “reconsiderations”, he also reminds us of the endless possibilities for re-perceptions of these perceptions. What these “re-perceptions” are about isn’t as important as the act of “re-perceiving” itself. It urges us to keep an active gaze, tirelessly re-examining the intellectual foundation that supports and positions us and what we call “experience”. Every piece of work in this exhibition is related to each other, situated within the coordinates of the artist’s system of thoughts.

 

Press Release – Deutsch

I Wrote Down Some of My Thoughts ist eine Serie von neueren Werken des Künstlers Liu Ding, die einen weiteren wichtigen Aspekt der Vielfalt seiner Arbeit offenbart. Auf dieses künstlerische Abenteuer lässt sich Liu Ding etwa seit Anfang 2008 ein, als er damit begann, seine Gedanken handschriftlich auf Schwarzweissfotos von schönen Landschaften festzuhalten, die er früher aufgenommen hatte. Diese Notizen protokollierten seine Betrachtungen über das Medium Fotografie und die Beziehung zwischen unseren visuellen Erinnerungen/Erfahrungen und der Wirklichkeit, auf der sie beruhen. Statt aus dieser Thematik handfeste Schlüsse zu ziehen, legte der Künstler den ungefilterten Prozess seiner Gedankenabläufe offen und blieb damit, in einer wunderbar unmittelbaren und nachdenklich machenden Weise, auch den gelegentlichen Kämpfen treu, die er mit den eigenen Gedanken auszufechten hatte.

Liu Ding entwickelte diese Arbeitsweise weiter, indem er eine Serie von gebrauchten Möbelstücken beschriftete, die er in eine Rauminstallation verwandelte. In beiden Werkgruppen wurden die Objekte, auf die er schrieb, seien dies nun Fotos oder Möbel, zusammen mit dem Prozess des Schreibens selbst zum Boten seiner Gedanken. Oft entstammten die Texte seinen eigenen Überlegungen über die Kunst an sich, oder sie hatten mit seiner Wahrnehmung bestimmter Phänomene, von Erfahrungen oder von Ideologie zu tun. Obwohl die meisten seiner Beschriftungen aus der Perspektive des Ich-Erzählers abgefasst sind, können wir seinen Erörterungen immer etwas entnehmen, das uns selbst betrifft oder eigene Erfahrungen anspricht.

In dieser Ausstellung stützt sich der Künstler auf eine Auswahl von sehr spezifischen und präzisen Beispielen seiner Erzählweise: Reprographien von Kunstwerken, kunsthandwerkliche Gegenstände, eine verfremdete Landkarte, Fotografien und etliche Ready-mades, die von ihm selbst umgruppiert oder editiert wurden. Die aus und an ihnen gewonnenen Beobachtungen und Einsichten schrieb er direkt auf ihnen nieder. Sie vermitteln Neueinschätzungen seiner eigenen Wahrnehmungen oder Erfahrungen sowie Bewusstsein einer universaleren Art.

Diese „Neueinschätzungen“ bedeuten die Gelegenheit zu immer weiteren Neueinschätzungen. Indem der Künstler uns seine Neueinschätzungen anbietet, erinnert er zugleich an die endlosen Möglichkeiten des erneuten Wahrnehmens dieser Wahrnehmungen. Dabei sind die Objekte solch erneuter Wahrnehmung gar nicht so wichtig, sondern vielmehr der Akt des „Neu-Wahrnehmens“ selbst. Es verlangt von uns, einen aktiven Blick zu bewahren, es fordert die unermüdliche Neuanalyse jenes intellektuellen Fundaments, das uns stützt und positioniert und das wir als unsere „Erfahrung“ bezeichnen. Jedes Stück in dieser Ausstellung steht miteinander in Bezug und hat seine spezifische Position im Koordinatensystem von Liu Dings Gedankengebäude.